Ein Beitrag von Birgit Sulzer, Ethnologie in Schule und Erwachsenenbildung (ESE) e.V.
Mit dem Projekt „Zukunft. Global. Denken. SDGs fairbinden!“, das durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert wurde, setzte der Verein Ethnologie in Schule und Erwachsenenbildung (ESE) e.V. an der interdisziplinären Schnittstelle zwischen Ethnologie und Soziologie/Umweltsoziologie an. Im Fokus des einjährigen Projektes, das 2018 an Schulen in den Jahrgängen 8 bis 12 durchgeführt wurde, standen die Themen der Nachhaltigen Weltentwicklungsziele – Sustainable Development Goals (SDGs). Das Projekt förderte einerseits die Auseinandersetzung mit dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung und dessen Verwirklichung. Andererseits wurden individuelle Verhaltens- und Handlungsmuster in einen globalen Kontext gestellt und Ursachen von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Ungleichheiten angesprochen.
Im Rahmen des Vortrags wurden das Projekt, seine Ziele sowie Perspektiven und Methoden vorgestellt. Im Mittelpunkt dabei stand die Frage, wie mit Hilfe von empirischen ethnologischen Beispielen sowie kritischen Theorien und Methoden globale Strukturen im Rahmen entwicklungspolitischer Bildungsarbeit hinterfragt, bzw. wie vorherrschende stereotype Bilder über den Globalen Süden aufgebrochen werden können. Die Umsetzung der Inhalte an den Schulen erfolgte in Form von drei aufeinander aufbauenden Modulen:
Im Modul I „SDGs und Nachhaltige Entwicklung – Eine Einführung“ setzten sich die Schüler*innen mit dem gesellschaftspolitischen Entstehungsprozess und den Inhalten der Nachhaltigkeitsziele auseinander. Zudem erfolgte eine kritische Auseinandersetzung mit dem linear gedachten Entwicklungskonzept sowie eine Annäherung an mögliche alternative Diskurse aus dem Globalen Süden.
Es folgte das Modul II „Kultur trifft SDG“. Anhand von sechs ausgewählten SDGs (Geschlechtergerechtigkeit, bezahlbare und saubere Energie, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, weniger Ungleichheiten, nachhaltiger Konsum und Produktion, Maßnahmen zum Klimaschutz) gingen die Teilnehmenden der Frage nach, inwiefern Menschen in anderen Ländern sich mit den Themen der Nachhaltigkeitsziele auseinandersetzen und mögliche Lösungsansätze zu globalen Fragestellungen suchen bzw. bereits leben.
Die Themen und Methoden basierten dabei auf den von ESE entwickelten Lernzielen zur Interkulturellen Kompetenz sowie den Lernzielen des Globalen Lernens (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung. Bonn, 2007). Der Einsatz von ethnologischem Wissen und interkulturellen Methoden im Rahmen des Bildungsprojektes regte die Schüler*innen dazu an, sich ethnozentrische Weltbilder bewusst zu machen und diese kritisch zu reflektieren und den Perspektivenwechsel einzuüben. Zudem lernten die Schüler*innen mithilfe verschiedener Methoden gesellschaftliche Handlungsebenen zu unterscheiden sowie Globalisierungs- und Entwicklungsprozesse zu analysieren. Ein weiteres zentrales Ziel des Projektes war es, die persönlichen bzw. sozialen Kompetenzen der Schüler*innen zu stärken und gemeinsam neue Handlungsfähigkeiten in einem Alltag des globalen Wandels zu entwickeln.
Diese Fähigkeiten wurden im abschließenden Modul III ausgebaut, dessen Ziel es war, die erlernten Wissensinhalte auf die eigene Alltagswelt zu transferieren. Unter dem Motto „Engagement. Global. Lokal.“ entwickelten die Jugendlichen weiterführende Projekte an ihren Schulen, entwarfen Ausstellungsplakate oder machten es sich zur Aufgabe, durch die Organisation von AGs und Expert*innen-Teams ihr Wissen an ihre Mitschüler*innen weiterzugeben. Im Herbst 2018 führte der Vereine ESE zudem Multiplikator*innen-Fortbildungen für Pädagog*innen und weitere in der Bildungsarbeit tätige Personen durch.
Die Konzepte sowie die zum Projektabschluss entstandene Broschüre können kostenlos unter http://www.ese-web.de/publikationen/material/ heruntergeladen werden.